Die Runderneuerung blickt in Deutschland auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. Auf dem bfp-Forum am 17. Oktober 2023 berichtete Mark Hinghaus-Kaul (Geschäftsführer von AZuR-Partner Reifen Hinghaus) von den Anfängen der Runderneuerung. Es wurde ein Bogen gespannt über die Entwicklungen während der zwei Weltkriege bis in die 90er Jahre hinein, als die sogenannten Billigreifen dem Runderneuerungsboom in Deutschland ein Ende setzten. Doch mittlerweile erlebt die Runderneuerung ein Comeback in Deutschland, was dem steigenden Umweltbewusstsein zu verdanken ist. Mark Hinghaus-Kaul nahm das Auditorium mit zu den Anfängen des AZuR-Netzwerks und gab Einblicke in die Motivation und die Ziele der mittlerweile über 60 Netzwerkpartner.
Die Zuhörer erhielten einen Überblick über die Zusammenarbeit mit der DBU und die gemeinsamen Förderprojekte. Insbesondere die von AZuR in Auftrag gegebene Ökobilanz der Reifenrunderneuerung, für die AZuR mit deutschen Transportpreis Nachhaltigkeit 2024 ausgezeichnet wurde, stand dabei im Fokus und wurde detailliert vorgestellt. Die vielversprechenden und zukunftsweisenden Ergebnisse der Studie und die damit verbundenen Zielsetzungen, die das Netzwerk für die Zukunft der Runderneuerung plant, stießen auf großes Interesse. Mark Hinghaus-Kaul erläuterte, wie sich mithilfe von Runderneuerung in Deutschland über 14 Millionen kWh Strom und nahezu 47 Millionen kWh Gas einsparen lassen. Auch einen Qualitätsvergleich mit Neureifen müssen runderneuerte Reifen nicht scheuen – bei der Ökobilanz haben sie gegenüber qualitativ vergleichbaren, hochwertigen Neureifen die Nase vorn, wie die Studienergebnisse belegen.
Damit gewinnt das Ziel von AZuR, die Runderneuerung bis 2027 kontinuierlich auszubauen, an Bedeutung. Im Rahmen des Vortrags wurden die Bestrebungen, die Unterstützung durch wissenschaftliche Studien voranzutreiben sowie die Forderungen des Netzwerks an Industrie und Politik näher beleuchtet. AZuR will erreichen, dass bereits bei der Entwicklung neuer Reifen die Runderneuerung stärker berücksichtigt werden muss. Dabei ging Mark Hinghaus-Kaul auch auf die Bedeutung der konsequenten Weiterverwendung von Altreifen ein und warb für die Unterstützung durch Verbände der Auto-, Reifen- und Recyclingbranche. Vorschläge für die Zukunft der Runderneuerung wie ein EU-weites Gütesiegel sowie CO2-Nachlässe für Flotten wurden ebenfalls vorgestellt.